Im Februar 2017 haben wir alle Pflanzenlieferanten über den neuen Grenzwertkatalog informiert und eingeladen, diesen ab sofort in den Kulturen anzuwenden. Natürlich ist uns bewusst, dass man Pflanzenkulturen nicht von heute auf morgen kompromisslos verändern kann. Deshalb haben wir unseren Lieferanten auch ein Jahr Zeit für die Umstellung gegeben. Sämtliche Beprobungen, die wir in diesem Jahr vorgenommen haben, hatten rein informativen Charakter für die Lieferanten.
Seit Jänner 2018 werden bei Proben, die die Richtlinien nicht einhalten, die Testkosten den Lieferanten verrechnet. Die Probenentnahme erfolgt durch Mitarbeiter von bellaflora, die Untersuchung durch ein akkreditiertes Labor. Die Lieferanten werden anschließend über die bei der Prüfung festgestellten Werte informiert, sodass sie profunde Daten haben, um an einer weiteren Reduktion der Pestizidbelastung zu arbeiten. Pro Monat werden zwischen 8 und 15 Pflanzen getestet.
Schon in den ersten beiden Jahren konnten wir Verbesserungen sehen. Die Anzahl der gefundenen BlacklistWirkstoffe pro Probe ist seit 2017 um 46,6 % zurückgegangen. Bei den für Bestäuber hochgiftigen Wirkstoffen ist ein Rückgang von 20,9 % zu verzeichnen, bei von der WHO als extrem gefährlich oder hochgefährlich eingestuften Wirkstoffen wurde 2019 um 56,9 % weniger nachgewiesen als noch 2017. Die Gruppe der Neonikotinoide, die aufgrund ihrer hohen Giftigkeit für Bienen, aber auch Schmetterlinge und andere Bestäuber lange öffentlich diskutiert und schließlich von der EU großteils verboten wurden, konnte in den vergangenen zwei Jahren um 63,5 % reduziert werden. Auch bei den Mitteln zur Bekämpfung von Insekten und Spinnentieren, wie z. B. Milben, konnten starke Rückgänge nachgewiesen werden. Besonders bei essbaren Pflanzen sehen wir genauer hin: Die Maximum Residue Levels, die von der EU für Lebensmittel vorgeschrieben sind, gelten bei uns auch für Kräuter und Früchte, die auf Obst- und Gemüsepflanzen wachsen. Werden diese Richtlinien nicht eingehalten, werden die Pflanzen reklamiert. Die größte Pestizidreduktion bezogen auf die Produktgruppen konnte bei Beet- und Balkonpflanzen (–10,6 %) sowie bei Bäumen und Sträuchern (–16,9 %) verzeichnet werden. Am stärksten sind Chrysanthemen und Citrusfrüchte belastet. Die Entwicklung dieser Kulturen wird deshalb getrennt betrachtet: Während bei den mehrjährigen Citruspflanzen kaum Unterschiede zu 2017 festzustellen sind, konnte bei den Chrysanthemen bereits eine Pestizidreduktion von 36,3 % bezogen auf die Anzahl der gefundenen Wirkstoffe pro Pflanze erzielt werden.